Gesundheitskiste Wuppertal

Familien in Not unterstützen: Wie die Idee entstanden ist

In unserer täglichen Arbeit erleben wir zunehmend, dass sich Familien nicht mehr ausreichend um Körperpflege und Gesundheit kümmern können. Zum einen aus finanzieller Not und zum anderen, weil der Zugang zu Gesundheitsinformationen schwieriger und verwirrender geworden ist.

Im Rahmen unserer Arbeit begegnete uns das Kind einer Teilnehmerin mit schlechten, ungepflegten Zähnen. Wir rieten dem Kind, öfter die Zähne zu putzen. Das Mädchen erwiderte: „Meine Mama sagt, alles ist so teuer, und deswegen spare ich beim Zähneputzen.“ Wir sprachen die Mutter darauf an. Sie berichtete unter Tränen, dass das Geld an vielen Stellen fehle. Beim regelmäßig notwendigen Wechseln der Windeln des kleinen Bruders werde gespart, bei den freiverkäuflichen Medikamenten und selbst beim Toilettenpapier. Wir erfuhren außerdem, dass sie sehr unsicher sei, wie sie für eine gute Gesundheit ihrer Kinder sorgen könne, und sie wisse auch nicht, wen sie um Rat fragen könne. Sensibilisiert durch das Gespräch stellten wir in unserem Arbeitsumfeld fest, dass diese Problematik bis in die Mittelschicht reicht. Viele Familien können sich nicht mehr in ausreichendem Maße Gesundheits- und Körperpflegeprodukte leisten, und die klassischen Hausmittel und andere alternative Möglichkeiten sind ihnen häufig nicht mehr bekannt. Der informelle Austausch zu Gesundheitsthemen in Eltern-Kind-Gruppen, in der Familie und im sozialen Umfeld fehlt. Finanziell über die Runden zu kommen, ist für diese Familien eine große Belastung. Oft arbeiten beide Elternteile; Alleinerziehende haben häufig zwei Jobs. Die „Überinformation durch Dr. Google“ verwirrt und schürt eher Ängste, als dass sie hilfreich wäre. So wirken sich Geldmangel und Unwissenheit deutlich negativ auf den gesundheitlichen Zustand dieser Familien aus. Sie tun sich schwer, ihre gesundheitliche Situation und die ihrer Kinder richtig einzuschätzen und zu einem eigenverantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit zu finden. In der Folge werden Arztpraxen und Notaufnahmen von ratlosen und verunsicherten jungen Familien aufgesucht, was unser ohnehin überlastetes Gesundheitssystem zunehmend an seine Grenzen bringt.

Mit der Gesundheitskiste stellen wir uns der Herausforderung, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Mehrwert für Gesellschaft und Ökosystem

Das bestehende Gesundheitssystem bedarf an vielen Stellen einer Erneuerung. Hier sind auch private Initiativen gefragt. Mit der Gesundheitskiste schaffen wir ein ergänzendes Angebot, um Menschen beratend und begleitend für einen selbstverantwortlichen Umgang mit ihrer Gesundheit zu begeistern.

Einen Mehrwert erreichen wir auch für unsere Gesellschaft und das Ökosystem. Produkte zu verwerten, die ansonsten entsorgt worden wären, dient der Nachhaltigkeit und der Schonung von Ressourcen. Menschen zu unterstützen, gemeinsam mit dem medizinischen Personal daran zu arbeiten, ihre Therapieziele zu erreichen, führt beispielsweise dazu, dass Medikamente ihrem Zweck gemäß eingenommen und nicht im Müll entsorgt werden. Die Behandlungserfolge stärken damit die Selbstverantwortung des Klientels. Menschen, die wertschätzend behandelt werden, fühlen sich anerkannt und sind zunehmend besser in der Lage, ihr Leben aktiv zu gestalten.

Gleichzeitig kann die Gesundheitskiste „Blueprint“ für andere Quartiere, Kommunen und Städte sein, die unser Konzept ihrem eigenen Bedarf entsprechend umsetzen können.

Die vier Pfeiler der Gesundheitskiste

An erster Stelle steht die Beratung unserer Zielgruppe zu allen Themen der Gesundheitsvorsorge und -fürsorge, da wir hier einen sehr hohen Bedarf erkennen. Damit verbunden ist die vergünstigte Abgabe von Gesundheits- und Körperpflegeprodukten. Dazu bauen wir ein Netz von Unterstützern auf: Arztpraxen, Apotheken, Drogerien, Sanitätshäuser, Gesundheitsämter, Beratungsstellen, Sponsoren etc. Der vierte Pfeiler besteht darin, Workshops zu verschiedenen Gesundheitsfragen anzubieten.

Gesundheitskiste - 4 Pfeiler

Die Ziele

  • Gesundheitsprävention mit einfachem, niederschwelligem Zugang
  • Stärkung der individuellen Gesundheitsverantwortung und -kompetenz
  • Zugang zu Gesundheits-, Hygiene- und Körperpflegeprodukten, die ansonsten nicht finanzierbar wären
  • Quartiersentwicklung und Nachhaltigkeitsförderung
  • Blueprint für eine regionale und überregionale Ausweitung

Ihre Unterstützung ist uns wichtig

Sachspenden von Apotheken, Drogerien etc. und Geldspenden sind uns sehr willkommen. Ebenso sinnvoll und hilfreich ist ein ehrenamtlicher Einsatz. Sprechen Sie uns gern darauf an.

Was haben SIE davon?

Als Teil eines großen Netzwerks leisten Sie einen aktiven Beitrag für mehr Lebensqualität im Quartier und zur Verbesserung des Gesundheitssystems. Mit gespendeten Produkten helfen Sie mit, einen neuen Markt zu erschließen. Gutes zu tun, steigert das eigene Wohlbefinden. Ein Herzensprojekt zu finden, von dessen Notwendigkeit und Wirksamkeit man überzeugt ist, macht glücklich und zufrieden. Gemeinsam können wir viel erreichen!

Zielgruppe und Benefits

Ein niedriger sozialer Stand und eine schwierige Finanzlage gehen oft mit einer unzureichenden Anbindung an die Gesundheitsförderung und -versorgung einher. Unsere Zielgruppe sind daher Familien mit geringem Einkommen sowie alleinerziehende Mütter und Väter. Durch die Angebote der Gesundheitskiste soll ihre Teilhabe am sozialen Leben gefördert werden. Wer sich in die Gemeinschaft eingebunden fühlt, ist eher bereit, sich für Nachhaltigkeit, Ressourcenerhalt und Kreislaufwirtschaft einzusetzen. Durch unsere Beratungen und Workshops sollen diese Menschen zu dauerhaften Verhaltensänderungen befähigt werden, indem sie sich kompetent und eigenverantwortlich um den Erhalt ihrer Gesundheit kümmern. Dies wiederum kann ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessern.

Unsere Angebote

  • Beratung:
    Ein Schwerpunkt unserer Beratung ist die bedarfsgerechte Aufklärung über die sachgemäße Anwendung von medizinischen und Körperpflege-Produkten. Zur Förderung der Familiengesundheit bieten wir Mikro-Workshops zu basalen Gesundheitsthemen an.
  • Produkte:
    Dank Produkt- und Geldspenden stellt die Gesundheitskiste unserer Zielgruppe kostengünstig Produkte für Babys (z.B. Windeln), für Körperpflege, Hygiene und Verhütung zur Verfügung.
  • Vernetzung:
    Bei der Gesundheitskiste laufen viele verschiedene Fäden zusammen, um unsere Zielgruppe bei der Kontaktaufnahme zu Leistungserbringern und Kostenträgern zu unterstützen sowie sie bei Bedarf an andere Gesundheits- und soziale Einrichtungen zu vermitteln. Dazu gehört auch die Information über Angebote im Quartier (Sportvereine, Selbsthilfegruppen etc.).
  • Workshops:
    Wir planen Schulungen und Workshops für die Menschen, die uns aufsuchen, zu den verschiedensten Themen, wie z.B. „Psychische Gesundheit“, „Resilienz“, „Frauengesundheit“ und „Kindererkrankungen“.

Ein Gemeinschaftsprojekt von Gut Einern e.V. und der GESA-Akademie gGmbH

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